Principia
„Wenn ihr‘s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen“
Johann Wolfgang von Goethe: Faust, Der Tragödie erster Teil, Nacht, Faust zu Wagner; Hamburger Ausgabe, Band 3, Dramen I, 16. überarbeitete Ausgabe 1996, C. H. Beck‘sche Verlagsbuchhandlung, München 1986, S. 25
„Die Trieblehre ist sozusagen unsere Mythologie. Die Triebe sind mythische Wesen, großartig in ihrer Unbestimmtheit. Wir können in unserer Arbeit keinen Augenblick von ihnen absehen und sind dabei nie sicher, sie scharf zu sehen.“
Sigmund Freud: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, XXXXII. Vorlesung, Gesammelte Werke Band XV, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1999, S. 101
„Nur an den beiden Polen menschlicher Verbindung, dort, wo es noch keine Worte oder keine Worte mehr gibt, im Blick und in der Umarmung, ist eigentlich das Glück zu finden, denn nur dort ist Unbedingtheit, Freiheit, Geheimnis und tiefe Rücksichtslosigkeit.“
Thomas Mann: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Große kommentierte Frankfurter Ausgabe, Werke – Briefe – Tagebücher, Band 12.1, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2012, S. 100
„Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: dass sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann, denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber nicht beantworten kann; denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.“
Immauel Kant (1724-1804): Kritik der reinen Vernunft (1. Aufl. 1781), Vorrede, Akademie-Textausgabe, Band IV, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1968, S. 7 (VII)
„Der Beweis ist das Erb-Unglück des Denkens.“
Elias Canetti: Die Provinz des Menschen, Aufzeichnungen 1942-1972, Carl Hanser Verlag, München Wien 1973, S. 13
„Nun sage ich: der Mensch und überhaupt jedes vernünftige Wesen existiert als Zweck an sich selbst, nicht bloß als Mittel zum beliebigen Gebrauche für diesen oder jenen Willen, sondern muß in allen seinen sowohl auf sich selbst wie als auch auf andere vernünftige Wesen gerichteten Handlungen jederzeit zugleich als Zweck betrachtet werden.“
Immauel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1. Aufl. 1781), Akademie-Ausgabe, Band IV, Walter de Gruyter & Co., Berlin 1968, S. 428 (Hervorhebungen im Original)
„Man ist nie traurig genug, um die Welt besser zu machen. Man hat zu bald wieder Hunger.“
Elias Canetti: Die Provinz des Menschen, Aufzeichnungen 1942-1972, Carl Hanser Verlag, München Wien 1973, S. 53
„Ich habe noch nie von einem Menschen gehört, der die Macht attackiert hat, ohne sie für sich zu wollen, und die religiösen Moralisten sind darin die ärgsten.“
Elias Canetti: Die Provinz des Menschen, Aufzeichnungen 1942-1972, Carl Hanser Verlag, München Wien 1973, S. 28
„Alles Erworbne bedroht die Maschine, solange
sie sich erdreistet, im Geist, statt im Gehorchen, zu sein.“
Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus, Zweiter Teil, X. Sonett, in: Sämtliche Werke, Erster Band, Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1955, S. 757
„Die Kunst ist das Sich-ins-Werk-Setzen der Wahrheit.“ […] „Das ins Werk gefügte Scheinen ist das Schöne. Schönheit ist eine Weise wie Wahrheit west.“
Martin Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerks, in: Holzwege, 5. Aufl., Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 1972, S. 28 und S. 44
„An einem Philosophen ist es eine Nichtswürdigkeit zu sagen »das Gute und das Schöne sind eins«; fügt er gar noch hinzu »auch das Wahre«, so soll man ihn prügeln. Die Wahrheit ist häßlich. Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehn.“
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden, hrsg. von Karl Schlechta, Dritter Band, Aus dem Nachlass der Achtzigerjahre, 8. Aufl., Carl Hanser Verlag, München 1977 (1. Aufl. 1966), S. 832 (Hervorhebungen im Original)
„Nicht sind die Leiden erkannt,
nicht ist die Liebe gelernt,
und was im Tod uns entfernt
Ist nicht entschleiert.
Einzig das Lied überm Land
heiligt und feiert.“
Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus, Erster Teil, XIX. Sonett, in: Sämtliche Werke, Erster Band, Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1955, S. 743